Kurz vor Bergen den 60ten Breitengrad überschritten. Bergen selbst als Stadt ist sehr schön. Kleine, verwinkelte Sträßchen. Kaffees und Läden. Der Hafen im Zentrum dagegen ist nicht der Hit. Laut, mit Verkehr und Kneipen drum rum. Dazu dauernd Schwell von den Fähren und Booten.

Flaute. Von Bergen also erst mal mit Motor durch die Fjorde bis zum offenen Meer. Dort hat es hoffentlich wieder etwas Wind und es ist Platz zum Kreuzen. Nicht sehr weit, dann kommt schon wieder ein enger Fjord. Der Wind hat auf über 20 Knoten zu genommen und für die Nacht und die nächsten Tage ist noch mehr vorhergesagt. In der Viking Bucht lege ich mich vor Anker. 10 m Tiefe mit Schlammgrund, gut zum ankern. Die Nacht liege ich gut, der Anker hält. Die Bucht ist aber relativ groß und der Wind pfeift ganz schön. Am nächsten Tag, lege ich das Boot mit Buganker und Heckleine an das nördliche Ufer. Ein ganz schöner Aufwand alleine. Mit dem Dingi zum Ufer, eine lange Leine (30m, sind ca. 2-3 Bootslängen) am Felsen fest machen. Am anderen Ende ein Fender. Mit dem Dingi die Leine mit Fender möglichst weit vom Ufer platzieren, der Wind hilft da mit. Zurück zur Fleur. Anker hoch. Rückwärts in Richtung Fender. 3 Bootslängen vorher den Anker fallen lassen (7m Tiefe). Weiter zurück bis zum Fender, dabei Kette geben. Fender aufnehmen und Boot sichern. Alles stramm ziehen und noch eine zweite Leine zum Ufer ausbringen. Eine Stunde Arbeit, aber der Wind weht nun über das Boot und es ist deutlich ruhiger.

Im Norden ist das Wetter sehr unbeständig. Kühler und viel Regen. Innerhalb von 8 Stunden von mehr als 25 Knoten Wind zu totaler Flaute, von Handschuhwetter mit Regen und Hagel zu T-Shirt Wetter bei Sonnenschein und blauem Himmel. Ob das hier immer so ist, oder nur die aktuelle Wetterlage? Auch die Karten werden immer ungenauer: “This area surveyed before 1960 should be considered incomplete, and uncharted features may exist within this area. Great care should therefore be exercised when navigating in these waters”.

Weiter nach Bulandet, ein kleines Archipel mit vielen kleinen Inselchen. Dazu sind die gefährlichen Seegebiete #15 und #14 zu durchqueren. Die #15 umschiffe ich westlich und weiter durch den Steinsundet. Am Ende des Sundes lässt der Wind nach, bis zur kompletten Flaute. Die letzten 10 Meilen unter Motor durch die #14. Deutlich zu spüren, die Unterwasserströmgen. Wellen bis 2-3m Höhe, obwohl es keinen Windhauch gibt. Die Wassertiefe schwankt zwischen 180m und 7m. Die steilen Unterwasserberge- und täler reflektieren die Wellen, lassen Strömungen in verschiedene Richtungen laufen. Ich lasse die Segel oben, damit es nicht ganz so heftig rollt und schaukelt. In der Ferne ragt der 418m hohe Norske Hesken (Norwegisches Pferd) in den wolkenverhangenen Himmel. 2 Stunden durch die enge Einfahrt an der Insel Hovden vorbei, Untiefenmarkierung auf Steuerbord lassen und an der Gjestebrygge (Pier) des Kiosk-Besitzer Nikooeyna anlegen. Leider zu müde um viel zu unternehmen. Für einen kleinen Spaziergang reicht es dann doch. Blöd, dass natürlich genau am weitesten Punkt der Regen anfängt. Wind dazu. Es ist kühl mit gefühlten 5 Grad. Die Hände werden klamm und können kaum den Regenschirm im Wind halten. Naja, nix neues hier oben im Norden. Gewöhnen tue ich mich da aber nicht dran. Als Belohnung gibt es eine heiße Dusche. Voll auf heiß, bis es schmerzt. Das tut sooooo gut!

Mit Ziel Måløy (ca. 40nm nach Norden), ist für heute ein komischer Wind vorhergesagt (aber zu mindest trocken bis zum Abend). Die Windströmung eines Hoch über England trifft hier aus West kommend auf das Festland. Ein Teil der Strömung wird nach Norden, der andere nach Süden abgelenkt. In der Mitte ist Flaute. Das ist da, wo ich bin. Also erst mal mit Motor, mal wieder, nach Norden bis ich die nördliche Windströmung erreiche. Die Küste hier ist “verseucht” mit Untiefen. 10 Meilen vom Festland nur Wasser um einen. Der Blick in die Seekarte zeigt aber, dass es um einen viele Stellen mit 0 bis 5m Tiefe hat, dazwischen bis 300-400m tiefe Täler. Wehe dem, der hier unaufmerksam oder unkontrolliert unterwegs ist.

Im Norden wird das Wasser immer klarer und grüner. In der Biscaya war es blau, in der Nordsee bräunlich trüb, in der Ostee dunkel grau und im Skagerak fast schon schwarz. Nördlich von Bergen ist das Wasser dunkel, grünlich und kristall klar. Wenn es beim segeln rau wird, dann sagt der Norweger “Das Grün kommt über den Bug”.

Seit 4 Stunden bei nahezu Flaute mit Motor unterwegs. Auf halber Strecke begegnet mir “Heidi” ;-). Jetzt hat auch der Wind auf West gedreht. Ich lasse den Motor noch etwas mit laufen, damit wir vorwärts kommen. Am Abend soll es regnen, da will ich vorher da sein.

Der Wind hat auf West und dann Süd-West gedreht und kommt mit 10-13 Knoten. Dünung von 2-3 manchmal 4 Metern. Es rollt und schaukelt. Auf und ab. Die Fleur verschwindet fast in den Tälern. Und es hat angefangen zu regnen. Das Land am Horizont verschwindet im Regen. Alles wird grau in grau. Man fühlt sich auf einmal sehr alleine hier draußen.

Später hat der Wind mal wieder auf über 20 Knoten aufgefrischt. Und Dünung, 4m waren das bestimmt. Um 20:30 war ich dann in Maloy. Erst mal den Ofen an, trockene Sachen und was zu essen.

Morgen soll es den ganzen Tag regnen, kühler Wind aus Nord mit 2-5°C. Brrrrrr.

Das einzige andere Boot im Hafen ist eine holländische Bavaria 37 “Enivest”. Unglaublicherweise, hat er mich vor eineinhalb Monaten in Vlieland / Holland im Hafen gesehen. Die waren gerade im Nordfjorden und sind wieder auf dem Weg nach Süden.